Definition von Zöliakie

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Verzehr von Gluten eine Entzündungsreaktion im Dünndarm auslöst. Durch den Verzehr von glutenhaltigen Getreiden wie Weizen, Gerste und Roggen werden die Dünndarmzotten geschädigt, was zu einer gestörten Nährstoffaufnahme führt. Die Symptome reichen von Verdauungsproblemen über Müdigkeit bis hin zu Hautausschlägen. Eine strikt glutenfreie Ernährung ist die einzige wirksame Therapie, um Schäden und Beschwerden zu verhindern.

Ursache

Die Ursache von Zöliakie liegt in einer genetisch bedingten Autoimmunreaktion auf Gluten, ein Protein, das in Getreidesorten wie Weizen, Gerste und Roggen vorkommt. Bei Menschen mit Zöliakie löst der Verzehr von Gluten eine Fehlreaktion des Immunsystems aus, bei der das eigene Gewebe im Dünndarm angegriffen wird. Dies führt zu einer Entzündung und Schädigung der Dünndarmzotten, die für die Nährstoffaufnahme wichtig sind. Genetische Prädisposition (insbesondere die Gene HLA-DQ2 und HLA-DQ8) spielt eine entscheidende Rolle, doch auch Umweltfaktoren können die Erkrankung auslösen oder beeinflussen.

Zöliakie

Diagnose von Zöliakie

Die Diagnose von Zöliakie erfolgt meist in mehreren Schritten, um die Erkrankung sicher zu bestätigen:

  1. Bluttests: Hierbei wird nach spezifischen Antikörpern gesucht, die bei Zöliakie erhöht sind. Typische Marker sind die Gewebstransglutaminase-Antikörper (tTG-IgA) und Endomysium-Antikörper (EMA). Ist einer oder beide erhöht, deutet das auf eine mögliche Zöliakie hin. Bei IgA-Mangel wird zusätzlich der tTG-IgG-Antikörper getestet.
  2. Genetische Tests: Ein Gentest kann das Vorhandensein der Gene HLA-DQ2 und HLA-DQ8 nachweisen, die bei nahezu allen Betroffenen vorhanden sind. Fehlen beide Gene, ist eine Zöliakie sehr unwahrscheinlich.
  3. Dünndarmbiopsie: Die endgültige Diagnose erfolgt häufig durch eine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem Dünndarm, die während einer Gastroskopie entnommen wird. Bei Zöliakie zeigen sich hier typischerweise abgeflachte Dünndarmzotten, was eine Malabsorption von Nährstoffen verursacht.
  4. Glutenhaltige Ernährung vor der Diagnose: Für eine genaue Diagnose müssen Betroffene vor den Tests weiterhin Gluten zu sich nehmen, da die Marker sonst nicht mehr nachweisbar sind.

In manchen Fällen, besonders bei Kindern oder Patienten mit klaren genetischen und serologischen Befunden, kann eine Biopsie entfallen, doch dies erfordert eine sorgfältige Beurteilung.

Häufigkeit von Zöliakie

Zöliakie betrifft etwa 1 % der Bevölkerung weltweit, wobei die Häufigkeit je nach Region und genetischer Prädisposition variiert. In Europa und Nordamerika ist die Prävalenz höher, oft auch durch ein besseres Bewusstsein und verfügbare Tests. Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland etwa 800.000 Menschen betroffen sind, aber viele Fälle bleiben unentdeckt, da die Erkrankung eine breite und manchmal unauffällige Symptomvielfalt hat.

Diese hohe Dunkelziffer führt dazu, dass manche Menschen erst spät oder nach längerer Beschwerdezeit die Diagnose erhalten.

Therapie

Die einzige wirksame Therapie bei Zöliakie ist eine lebenslange, strikt glutenfreie Ernährung. Dabei werden alle Lebensmittel vermieden, die Gluten enthalten, wie Weizen, Gerste, Roggen und Produkte, in denen diese Getreide vorkommen. Durch die glutenfreie Ernährung regeneriert sich die Dünndarmschleimhaut, und die Symptome klingen ab. Ergänzende Maßnahmen:

  1. Nährstoffausgleich: Oft leiden Betroffene an Mangelerscheinungen (z. B. Eisen, Kalzium, Vitamin D), die gezielt mit Supplementen oder angepasster Ernährung ausgeglichen werden.
  2. Regelmäßige Kontrollen: Blutuntersuchungen und Arztbesuche helfen, die Einhaltung der glutenfreien Diät zu überwachen und eventuelle Nährstoffmängel frühzeitig zu erkennen.
  3. Aufklärung und Unterstützung: Da Gluten in vielen Lebensmitteln und Produkten enthalten ist, kann Beratung durch Diätassistenten oder Selbsthilfegruppen hilfreich sein, um den Alltag glutenfrei zu gestalten.

Aktuell gibt es keine medikamentöse Behandlung zur Heilung, jedoch laufen Forschungen, um alternative Therapien zu entwickeln, die z. B. die Glutenaufnahme im Darm verhindern könnten.

weiterführende Links zu Zöliakie

  • Deutsche Zöliakie-Gesellschaft (DZG): Die DZG bietet umfassende Informationen zur Diagnose, Therapie und zum Alltag. Hier findest du auch hilfreiche Tipps zur glutenfreien Ernährung und Infos zu Gruppen für den Austausch mit anderen Betroffenen. Website der DZG
  • DGE-Infothek zur Ernährung bei Zöliakie: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) stellt eine Infothek bereit, die viele praktische Hinweise zur glutenfreien Ernährung und zum gesunden Lebensstil enthält. Ein nützlicher Leitfaden für Betroffene. Zur Infothek
  • Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS): Diese bietet Leitlinien zur Zöliakie sowie wissenschaftlich fundierte Informationen zur Erkrankung und Therapie. Besonders für medizinisch Interessierte eine gute Quelle. Zur DGVS-Website
  • lutenfrei Frollein – Dieser Blog beschreibt das Leben mit Zöliakie mit viel Humor und praktischen Tipps. Es gibt zahlreiche glutenfreie Rezepte sowie Reiseberichte zu glutenfreiem Essen unterwegs, beispielsweise in Costa Rica und Italien. Besonders Einsteiger*innen finden hier hilfreiche Hinweise für den Alltag​ glutenfrei frollein
  • Zöliakie Austausch – Eine der größten deutschsprachigen Communities für Betroffene, mit einem Blog und einer Facebook-Gruppe. Hier werden Rezepte, Einkaufstipps und Restaurantempfehlungen geteilt, oft ergänzt durch Erfahrungen anderer Betroffener​Zöliakie Austausch
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